Presse: Buch des Monats

Aus der Jäger-Zeitung: „Schweizer Jäger„,
Ausgabe: Nr. 04/2004 – www.schweizerjaeger.ch

BUCH DES MONATS

“Der Wilderer im Nationalpark”

Der_Wilderer_Horst_Eberhöfer

Horst Eberhöfer erzählt in seinem Buch in leidenschaftlichen und leidvollen Momentaufnahmen und Geschichten sein Leben als Wilderer. Für ihn ist der Wilderer ein entferntes Abbild des Steinzeitmenschen mit seinem Jagdtrieb. Wenn der zivilisierte Jäger den wahren Wilderer am Werk sieht, entdeckt er, dass die Leidenschaft des Steinzeitmenschen und des Wilderers auch in ihm noch am Werk ist. Und er eigentlich viel lieber Wilderer als gewöhnlicher Jäger wäre.
Kein Werk hat in der Buchlandschaft Südtirol in den letzten Jahren so viel Staub aufgewirbelt wie „Der Wilderer“ von Horst Eberhöfer. In drei Wochen war die Erstauflage von 3.000 Stück vom Markt. Leidenschaftlich, spontan und an Erfahrungen angelehnt, schildert der literarische Neueinsteiger eine Welt die fasziniert.

Nicht als Jägerlatei, nicht als Aufruf zum Wildern, nicht als scheinheiliges Buch der Reue und der Beschönigungen. Sondern eben als Welt und Bühne der Leidenschaft. In Draufgängertum und als Welt der Risikem und des Wagnisses. Wenn Schulklassen den Wilderer lesen, dann nicht, um Wilderer heranzuzüchten, sondern weil sie in ihm der eigenen gärenden, leidenschaftlichen und jugendlichen Seele begegnen.
Faszinierende Bücher sind Bücher der Zwischenwelt. Nicht akademisch und sorgsam stilisierte Werke, sondern Werke am Rande der Seele, den schmalen Grat zwischen Abgründen entlang. Werke der Grauzone und Ausbruchswerke in die Sehnsucht und in die Betroffenheit hinein. Jack the Ripper fesselt nicht, weil alle Leser Frauenaufschlitzer werden möchten. Es fesselt das Unheimliche der Nacht. Eberhöfer spricht diese Welten der Seele als Welt der Urinstinkte an. Mit dem überzeugenden Hintergrund: Im grössten Wildererparadies Europas hat sich manches ereignet. Die Dramatik ist nicht gespielt. Sie ist wahr in ihren Gefühlen und echt in den vielen Episoden. Der Sinn des Wildereres ist auch nicht, Jägerehre zu verletzen. Schweizer Aufseher drüben und Tiroler Landsleute herüben zu düpieren. Der Sinn ist ganz einfach: das leidenschaftlichste Jagdbuch der Welt.

Zum Hintergrund

Die Szenen des Buches haben sich im Nationalpark Stilfserjoch, der an der Grenze zwischen Italien (ein grosser Teil liegt in Südtirol) und der Schweiz, ereignet. Der Bevölkerung wurde vor 20 jahren die Jagd im Nationalpark untersagt: „Wen wundert es da, dass der handwerker, der Bauer, der Student, ja selbst der Pfarrer zum Wilderer wird?“
Anfragen der Jägerschaft an die Landesregierung bezüglich einer sinnvollen Regulierung bleiben bis zum Erscheinen dieses Buches ohne Resonanz.
Und neben der „Wilderei“ wird die Wildregulierung seit einigen Jahren durch „behutsame Wildentnahme“ vollzogen. Das Wild wird aus den Ruhegebieten herausgetrieben, und auf alles wird geschossen: „Da liegen sie dann, die Mütter ohne ihre Kleinen: Die Kleinen rufen dann noch tagelang nach ihren Müttern, nur die Natur hört ihr Weinen.“ Eine Selektion nach Muttertier oder Alter wird nicht vorgenommen – hier zählen nur die Stückzahlen. Aber werden die gewilderten Tiere berücksichtigt.wohl eher nein? Dies belegt auch die Statistik der Verbissschäden.
Im Nationalpark Stilfserjoch wird intensive Forstwirtschaft betrieben, Skilifte werden noch heute genehmigt, es werden Strassen gebaut, aber mit den Jägern ist seit Jahren keine vernünftige Lösung zu finden, wie es in anderen Naturparks erfolgreich praktiziert wird.
Der Autor hofft mit diesem Buch eine konstruktive Diskussion zu entfachen über die derzeitigen Zustände im Nationalpark Stilfserjoch, unter Einbeziehung der Bevölkerung, die zu für alle akzeptablen Lösungen zum Wohle des Parks führen.
Selbst der Schweizer Wildbiologe und Direktor des Nationalparks Zernez, Prof. Heinrich Haller, hält die Forderungen der Jäger für berechtigt und sprach sich in einem Interview in der Südtiroler „Tageszeitung“ für eine „gerechte Jagd“ im Nationalpark Stilfserjoch aus und forderte alle Beteiligten auf, das „Wildererbuch“ als Grundlage für eine Diskussion herzunehmen.

Der Autor

Horst Eberhöfer, Jahrgang 1968, ist in Schlanders als Sohn eines Revierleiters geboren und in Prad am Stilfserjoch aufgewachsen.
Er ist Vater von zwei Kindern und lebt mit seiner Familie in Rifair im Münstertal. Der gelernte Maler besuchte nach seiner Ausbildung die Meisterschule in Innsbruck und führt seinen Betrieb in Prad mit acht Mitarbeitern.
Mittlerweile kann er durch einen Ortswechsel wieder legal jagen. Von seinen Hobbies Sportschiessen, Laufen, Skitouren und Jagen, ist die Jagd sein leidenschaftlichstes Hobby.