Presse: Dolomiten 2004

Dolomiten, Nr. 19, Sa,So 24.,25.01.2004

Jägerschaft wurde übergangen

Die „Interessensgruppe der Jägerschaft im Nationalpark Stilfser Joch“ nimmt Stellung

Vinschgau – Eine ausführliche Stellungnahme zum „Dolomiten“-Leserforum hat die „Interessensgruppe der Jägerschaft im Nationalpark Stilfser Joch“ der Gemeinden Stilfs, Prad und Glurns verfasst.

„Wir schicken voraus, dass wir grundsätzlich nicht gegen einen Nationalpark eingestellt sind. Im Gegenteil: Wir sähen in einem Nationalpark für das gesamte Gebiet unbestreitbare Vorteile. Allerdings nur unter der Voraussetzung, dass ihn die gesamte Bevölkerung mitträgt. Und dies ist nur durch deren volle Integration möglich. Jedoch genau das wurde für die am stärksten betroffene Bevölkerungsgruppe, nämlich die Jägerschaft, versäumt: Während sämtliche anerkannte Nationalparks, die innerhalb der letzten Jahre im Alpenraum entstanden sind, unter starkem Einbezug der Jägerschaft verwirklicht wurden, hat man uns gänzlich übergangen und sogar unsere Einwände bis zum heutigen Tage vollkommen ignoriert.
Die Führung des Nationalparks hat bislang nie den Kontakt zu uns gesucht. Kamen hingegen die Vorschläge von uns, wurden wir überheblich und aggressiv abgewiesen. Die Verhandlungsbasis zwischen Jägerschaft und Nationalparkverwaltung bestand stets in dem Ultimatum ‚Vogel friss oder stirb’. Und dies, obwohl zweifelsfrei in der Jägerschaft Personen vertreten sind, die in Jagdbelangen sicher kompetenter sind als jene Parkverwalter, die heute über unsere Belange entscheiden.
Tragisch genug ist ja schon allein die Tatsache, dass kein Vertreter der direkt betroffenen Jägerschaft direkt im Führungsausschuss vertreten ist. Vertreten sind wir durch den Direktor des Amtes für Jagd und Fischerei, Heinrich Erhard, dessen tröstende Worte bislang ausschließlich die waren, dass die Jagd im Nationalpark verboten sei. Ebenso wenig wurde als Ansprechpartner zwischen Nationalpark und Jägerschaft ein Vertreter aus unseren eigenen Reihen akzeptiert, sondern uns der Bezirksjägermeister Johann Folie aus Graun, der vom Jagdverbot im Nationalpark in keinster Weise betroffen ist, vorgesetzt.
Mehr als enttäuschend war für uns auch das passive Verhalten unserer Politiker: Seit fast vier Jahren sind uns Südtirols oberster Jagdherr, unser Landeshauptmann Durnwalder, sowie unser Landesjägermeister Klaus Stocker eine gemeinsame Aussprache schuldig geblieben, um die wir sie höflichst ersucht hatten.
Ein ordentlich geführter Nationalpark besitzt klare Strukturen. Im Nationalpark Stilfser Joch hingegen ist alles erlaubt, außer der Jagd. Doch gerade die Jagd ist eine der wichtigsten Maßnahmen zur Erhaltung des natürlichen Gleichgewichts. Und hier liegt es auf der Hand, die gesamten, ortsansässigen Jäger dazu heranzuziehen. Wir wagen zu behaupten, dass dieses leidige Problem der Jagd im Nationalpark unter der zweifelsohne kompetenten Führung eines Prof. Heinrich Haller, Direktor des Schweizer Nationalparks, sicher längst schon gelöst wäre: ‚Das Rotwild muss kontrolliert werden, und dies könnte eine reguläre Jagd besorgen unter Teilhabe aller dort lebenden Jäger. Die Nationalparkverwaltung muss ein System finden, das gerecht ist und alle miteinbezieht’ (Zitat Prof. Haller). Und damit steht er nicht alleine da: ‚Die Jägerschaft hat seit Jahrzehnten gezeigt, dass sie zur Zufriedenheit der Grundbesitzer und anderer Naturnutzer sehr wohl in der Lage ist, durch nachhaltige Jagdausübung einen gesunden und artenreichen Wildbestand zu erhalten’ (Jagd in Tirol, 12/2003, S. 7).“