Presse: Interview

Aus der Jäger-Zeitung: „Schweizer Jäger„, Interview mit Werner Grond
Ausgabe: Nr. 04/2004 – www.schweizerjaeger.ch

INTERVIEW DES MONATS

“Ein EX-Wilderer stellt sich”

Horst_Pirsch

Es ist ungewohnt, wenn der „Schweizer Jäger“ das Interview des Monats mit einem Ex-Wilderer aus Italien macht. Wenn dieser aber hart an der Schweizer Grenze im Nationalpark Stilfserjoch wildert, in Rifair im Münstertal lebt (Heimattal des Redaktors) und gar in der Schweiz einen Steinbock erlegte, dann ist ein Gespräch mit Horst Eberhöfer angezeigt.

Schweizer Jäger:
Ihr Buch hat viel Staub aufgewirbelt. Jagen im Nationalpark wurde leidenschaftlich diskutiert. Haben Sie das beabsichtigt?
Horst Eberhöfer:
Ich wollte, dass etwas in Bewegung kommt und die Missstände im park aufgezeigt werden. Dass zur Buchvorstellung über 500 Leute gekommen sind, überraschte mich und bestätigte mir, dass ich einen Nerv getroffen habe.
Schweizer Jäger:
Sind sie Gegner des Nationalparks?
Horst Eberhöfer:
Nein, keineswegs. Natur- und Umweltschutz liegen mir sehr am Herzen.
Schweizer Jäger:
Sie wissen, dass die Jagd und der Nationalpark-Gedanke nicht vereinbar sind?
Horst Eberhöfer:
Ich habe mich mit der Thematik befasst. Wenn es augenscheinlich ist, dass alles zerstört wird, müssen Regeln und Gesetze geändert werden. Im Nationalpark Stilfserjoch darf man alles tun, nur nicht regulär auf die Jagd gehen. Ein Irrsinn! Deshalb wird gewildert. Wenn sich nichts ändert, ist er innerhalb weniger Jahre leergeschossen.
Schweizer Jäger:
Sie haben ja selber dazu beigetragen.
Horst Eberhöfer:
Ja, mir ist auch nichts anderes übriggeblieben, um auf die Jagd gehen zu können. Ich betone nocheinmal: Ich will mit meinem Buch aufzeigen, dass es im Park schon bald kein Wild mehr geben könnte.
Schweizer Jäger:
Sind Wilderer verhinderte Jäger?
Horst Eberhöfer:
Ja, der überwiegende Teil. Eine kontrollierte Jagd würde die Wilderei eindämmen.
Schweizer Jäger:
Haben Sie Angst vor möglichen Folgen? Nach der Veröffentlichung des Buches wurden die Reifen Ihres Autos aufgeschlitzt. Haben Sie eine Ahnung, wer die Täter sind?
Horst Eberhöfer:
Ich glaube schon. Ich vermute dass es jene Wilderer sind, die in meinem Buch vorkommen. Doch wer mich kennt, weiss, dass ich mich nicht unterkriegen lasse.
Schweizer Jäger:
Wenn das tatsächlich die Täter wären, dann nehmen sie Ihnen Ihr öffentliches Bekenntnis übel. Reagieren ehemalige Wildererkollegen so gereizt?
Horst Eberhöfer:
Nein, ich ernte grösstenteils Zustimmung. Viele knüpfen an die Diskussionen rund um mein Buch die Hoffnung, dass sie die einstigen Jagdrechte im Nationalpark irgendwann doch noch zurück bekommen.
Schweizer Jäger:
Welche Vorschläge haben denn Sie, Horst Eberhöfer, um die von Ihnen beschriebenen Missstände zu beheben?
Horst Eberhöfer:
Wenn Jäger regulär auf die Jagd gehen können, werden sie gleichzeitig zu Aufsehern. Sobald die Jäger ein eigenes Revier haben, hört die Wilderei auf. Auch ein Nationalpark könnte ein Revier sein, in dem weidmännisch und dem Parkgedanken gerecht gejagt werden könnte.
Schweizer Jäger:
Mittlerweile sind Sie Revierjäger in taufers (an die Schweiz grenzend). Wie kommentieren Ihre Jagdkollegen das Buch?
Horst Eberhöfer:
Sie halten sich heraus. „Wir haben ja unser Revier“, sagen sie. Von beiden Seiten wurde mir zum Mut gratuliert, das „heisse Eisen“ endlich angefeuert und ein Tabu gebrochen zu haben.
Schweizer Jäger:
Horst Eberhöfer, danke für das Gespräch. Ich kann Ihr Tun überhaupt nicht akzeptieren, freue mich aber, dass Sie den Mut zu dieser Buchbeichte fanden. Ich bin gespannt, wie die Leserschaft des „Schweizer Jäger“ reagiert.

Stimmen zum Buch

„Das Buch von Horst Eberhöfer ist gut. Das, was er gemacht hat, wird öfters vorkommen. Manches hat er zwar übertrieben, aber das hat er ja auch eingestanden.“

„Die Verantwortlichen sollten sich anschauen, wie andere Nationalparks geregelt sind.“